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TÜV NORD setzt für den Bau einer Wasserstoffpipeline erstmal neu entwickeltes Digital Inspection Tool ein.
Um die deutsche Industrie mit der benötigten Energie zu versorgen, müssen Ferngas-Transportsysteme für Wasserstoff gebaut oder dafür ertüchtigt werden. Derzeit baut der künftige Betreiber Open Grid Europe eine 60 Kilometer lange Pipeline zwischen Etzel und Wardenburg in Niedersachsen. Dabei kommt erstmals das innovative Digital Inspection Tool von TÜV NORD zum Einsatz, das Geo- und Materialdaten zusammenbringt und für alle am Projekt beteiligten Stellen abrufbar macht. Für diese Lösung wurde TÜV NORD für den H2Eco Award der Deutschen Messe und dem Deutschen Wasserstoff-Verband nominiert.
„Die Nominierung macht mich mächtig stolz und ist eine wichtige Auszeichnung für das gesamte Team, das an der Entwicklung intensiv gearbeitet hat und auch weiterhin arbeiten wird,“ sagt Olaf Schikorra, Projektleiter und Business Entity Manager bei TÜV NORD. „Die hervorragende Unterstützung durch das Unternehmen hat es möglich gemacht, diese effiziente, kostengünstige und sichere Lösung innerhalb eines Jahres zu entwickeln und zu implementieren. Ein besonderer Dank geht auch an Open Grip Europe als Partner in diesem Projekt. Die gute Zusammenarbeit hat es ermöglicht, den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur an dieser Stelle voranzutreiben.“ Der H2Eco Award prämiert Unternehmen für Leistungen und Innovationen im Bereich der Wassserstofftechnologien.
Digital Inspection Tool präzisiert Dokumentation
Während des Baus einer Pipeline müssen Prüfberichte, technische Informationen zur Materialauswahl, Chargennummern, ausgeführte Schweißnähte und Geodaten gesammelt zur Verfügung stehen. Dies alles bildet die Software ab, und zwar für stationäre und mobile Anwendungen. Alle am Bau beteiligten Stellen haben Zugriff auf die Daten, also Sachverständige genauso wie Bauleiter, Ingenieurinnen, Schweißer und ökologische Baubegleiterinnen. „Diese digitale Anwendung beschleunigt die Arbeiten, minimiert Fehler und präzisiert somit die Dokumentation“, stellt Olaf Schikorra fest. Die Daten werden vor Ort aufgenommen und stehen allen am Projekt Beteiligten direkt nach der Eingabe zur Verfügung.
Schon im Herstellerwerk erhalten Rohrstücke einen QR-Code: Er enthält Informationen zum verwendeten Material, zu Größe, Gewicht und Herstellungs-Charge. Dieser QR-Code wird auf der Baustelle ausgelesen und in der Anwendung mit den Geodaten verknüpft, wo das Rohrstück verlegt wird. Das alles ist schnell getan, Fehler bei der Übertragung von einem System in ein anderes gibt es nicht, und die Daten stehen allen Projektbeteiligten sofort zur Verfügung. „Dieses Vorgehen ermöglicht eine sehr effiziente und präzise Datenaufnahme.“ Im System ist so jederzeit nachvollziehbar, an welcher Stelle ein Rohrstück mit welchen Eigenschaften verlegt wird. Das ist für die Sachverständigen enorm wichtig, weil sie so schnell prüfen können, ob alle relevanten Informationen für eine qualifizierte Beurteilung des Rohrs vorliegen. Sollten Daten nicht vollständig sein, können diese schnell und unkompliziert von Betreibern oder Bauherren hochgeladen oder aber aus der Anwendung heraus von Kontraktoren angefordert werden; der Kommunikationsaufwand wird minimiert.
Außerdem können während des Baus noch zusätzliche Informationen hinterlegt werden wie beispielsweise die Querung von Straßen, Wasserleitungen oder Stromtrassen. „Wir können auch unvorhergesehene Ereignisse dokumentieren wie Funde von Blindgängern oder archäologische Besonderheiten“, so Schikorra. Die kartenbasierte Darstellung ermöglicht einen leichten Zugang zu den dokumentierten Daten. So entsteht eine lückenlose technische einheitliche Dokumentation einer Trasse mit Prüfprotokollen und Baugrundbeschaffenheiten. „Das hilft enorm, wenn im Betrieb Änderungen und Erweiterungen geplant und umgesetzt werden müssen,“ so Schikorra.
Mit dem Digital Inspection Tool sind die am Bau Beteiligten sehr zufrieden; so kann Olaf Schikorra schon an den nächsten Schritt denken: In der Anwendung wird es auch möglich sein, die Pipeline zu überwachen. Dafür werden Sensordaten in der Anwendung verfügbar gemacht. Zusammen mit den Material- und Geodaten lassen sich mögliche Fehler schnell und effizient eingrenzen.
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