Hamburg: Eisenbahnwaggons sollten von Anfang an einwandfrei in der Umgebung, für die sie gedacht sind, funktionieren, um spätere Nachbesserungen zu vermeiden. Deshalb hat die Egyptian National Railway (ENR) nicht nur 1.300 Waggons beim größten russischen Eisenbahnfahrzeug-Hersteller Transmashholding bestellt, sondern auch umfangreiche Tests: Um die Zuverlässigkeit dieser Waggons im Realbetrieb zu beurteilen, hat der Hersteller ein Testfahrzeug nach Ägypten geschickt: 75.000 Kilometer war es im ägyptischen Schienennetz für den Leistungstest unterwegs. Dieses Testprogramm hat TÜV NORD für Transmashholding überwacht. „Für uns ist der Auftrag ein Meilenstein“, bekennt Mike Walter, Leiter Bahntechnik von TÜV NORD. „Zum ersten Mal haben wir für Transmashholding gearbeitet. Außerdem waren wir erstmals bei einem Bahnprojekt in Ägypten dabei.“
Der Bahnmarkt an der europäischen Peripherie sei nach den Worten von Mike Walter interessant und spannend. Betrieb und Effizienz der Eisenbahnen in Nordafrika und dem Nahen Osten bekommen gerade einen kräftigen Schub: Die EUMedRail-Initiative der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) will die dortigen an europäische Standards annähern, „insbesondere geht es um Sicherheitsmanagement und Interoperabilität“, so Walter. Großes Interesse daran, die Sicherheit im ägyptischen Schienenverkehr zu verbessern, haben der ägyptische Staat und ENR. Immerhin ist die Bahn für die Personenbeförderung in Ägypten ein wichtiger Faktor: Jährlich nutzen 800 Millionen Passagiere die Bahn, viele davon Touristen. In fünf Jahren soll eine Hochgeschwindigkeitsstrecke Alexandria mit Assuan verbinden und auch Kairo sowie Luxor anbinden.
Von den 1.300 in Russland bestellten Waggons sind bisher 300 ausgeliefert. Inspektoren von TÜV NORD Egypt haben die Testfahrten eines Waggons unter Realbedingungen in Ägypten begleitet. Unterstützt wurden sie dabei von deutschen Kollegen. Zu den insgesamt mehr als 110 Anforderungspunkten, die Transmashholding nach den Vorgaben von ENR aufgestellt und das Inspektionsteam abgearbeitet hatte, gehören neben anderen die mechanische Festigkeit, Drehgestelle, Räder, Bremsen und Brandschutzanforderungen.
„Die Testfahrten hatten es in sich“, erinnert sich Ahmed Marei, Geschäftsführer von TÜV NORD Egypt. „Innerhalb von zwei Monaten legte das Team um Mohamed El-Sayed Tausende Kilometer zurück, und zwar auf den Strecken Kairo–Alexandria, Kairo–Assuan und Kairo–Mansura–Damietta.“
Dass TÜV NORD nun auch mit Transmashholding im Gespräch ist, freut Mike Walter besonders: Es ist nicht nur der größte russische Hersteller, sondern auch der viertgrößte weltweit. Er dringt zunehmend auf den europäischen Markt und könne deshalb in Zukunft ein interessanter Kunde werden.
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