Im April 2016 kommt die neue AS/EN 9100. Die von der International Aerospace Quality Group (IAQG) geplante Norm basiert auf der ISO 9001:2015, die im September letzten Jahres veröffentlicht wurde. Damit die beiden Normen auch künftig kompatibel sind, werden Anpassungen nötig. Was Unternehmen beachten sollten und welche Änderungen sie erwarten, erklärt Joachim Zarrath, Teammitglied in der EAQG EN 9100 und Referent der TÜV NORD Akademie.
„Unternehmen erhalten zwar eine Übergangsfrist für die Einführung der AS/EN 9100 bis September 2018, dennoch rate ich, bereits bei der Auditplanung die Anforderungen und die Struktur der neuen Norm anzuwenden. So kann ein späteres Umschreiben der QM-Dokumentation auf die neue Struktur vermieden werden“, sagt Joachim Zarrath. Weitere Anforderungen wie Produktsicherheit und Erweiterung der Risikoanforderungen könnten laut Zarrath auch im Laufe der Übergangsfrist zur neuen Norm in das QM-System eingepflegt werden.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick:
- Analog zur ISO 9001:2015 wird die neue und auf zehn Kapitel erweiterte „High Level“-Struktur eingeführt. Auch der PDCA-Ansatz (Plan-Do-Check-Act) wird verstärkt.
- Es gibt Änderungen in der Terminologie. Außerdem wird innerhalb der Do-kumentation eine größere Flexibilität gewährt. Das QM-Handbuch ist nicht mehr explizit gefordert, was mehr Freiheiten für den Dokumentationsaufbau lässt. Da die Umsetzung des QM-Systems prozessorientiert erfolgen soll, ist es wichtig, die Normenkapitel den Unternehmensprozessen zuzuordnen – nicht umgekehrt.
- Ein Wissensmanagement soll die systematische Ermittlung des notwendigen Wissens für die Durchführung der Prozesse sicherstellen. Dies gilt auch für die Konformität der Produkte und Dienstleistungen.
- Qualitätspolitik und Qualitätsziele eines Unternehmens müssen im Einklang mit dessen strategischer Ausrichtung und dem Kontext stehen. Es sollen nicht nur die gesetzlichen und behördlichen Anforderungen sowie die Kunden im Fokus stehen, sondern auch das interne und externe Umfeld betrachtet werden. Auch die Beziehungen zu den Beschäftigten, Partnern, Lieferanten und anderen Parteien wie Banken und Gemeinden rücken somit konsequent in den Blickpunkt.
- Die Produktsicherheit und die Sicherung gegen gefälschte Teile rücken stärker in den Fokus. Um eine Produktsicherheit zu gewährleisten, muss das Unternehmen einen entsprechenden Prozess implementieren und lenken. Dazu gehört die Ermittlung möglicher Produktrisiken sowie u. a. die Analysen bereits aufgetretener Schäden. Zudem ist die Einführung von Prozessen unerlässlich, die eine Anwendung oder eventuelle Lieferungen von gefälschten Teilen an den Kunden verhindern.
- Auch Risiken werden in der neuen Norm intensiver betrachtet. Mit dem Konzept des risikobasierten Denkens sollen Risiken identifiziert und angemessen berücksichtigt werden. Hierbei unterscheidet die neue Norm zwischen Risiken, die das QM-System betreffen und betrieblichen Risiken. Im Gegenzug entfällt das Normkapitel für Vorbeugemaßnahmen.
Die Norm AS/JISQ/EN 9100 ist relevant für alle Hersteller und Dienstleister der Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie weltweit. Sie betrifft Unternehmen auf allen Ebenen der Lieferkette, vom Einzelteilzulieferer über Engineering-Unternehmen bis hin zum Triebwerks-, Komponenten- und Fertigprodukthersteller.
Das Seminar „Die neue EN 9100:2016 – Wichtige Neuerungen und Anforderungen“ der TÜV NORD Akademie wird mit Referent Joachim Zarrath, Teammitglied in der EAQG EN 9100, in Köln (4. Mai 2016) und Berlin (7. Dezember 2016) angeboten. Darüber hinaus kann es als individuelles Inhouse-Seminar gebucht werden. Weitere Informationen unter www.tuev-nord.de/en-9100
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