Druckgeräte müssen laut Gesetzgeber auf ihre Belastbarkeit hin überprüft werden, bevor und während sie betrieben werden. Zwar sind im Gesetz Schutzmaßnahmen für die Prüfung vorgeschrieben, diese werden aber nicht näher spezifiziert. TÜV NORD legt nun ein Berechnungsverfahren für Sicherheitsabstände sowie weitere Schutzmaßnahmen fest und schließt damit die vorhandene Lücke im Regelwerk.
Druckgeräte sind geschlossene Behälter, deren Druck im Inneren vom Umgebungsdruck abweicht. Dazu zählen Dampfkessel, Rohrleitungen, Ausrüstungsteile mit Sicherheitsfunktion sowie druckhaltende Ausrüstungsteile. Da diese Geräte unter hohem Druck stehen, ist ihr Betrieb mit erheblichen Gefahren verbunden. Um sicherzustellen, dass die Druckgeräte einwandfrei funktionieren, verlangt der Gesetzgeber, dass sie vor und während des Betriebs geprüft werden (ProdSG Abs.1, §2, Nr. 30; BetrSichV). Dabei werden die Geräte mit erhöhtem Druck belastet, woraus sich eine Situation mit gesteigertem Gefährdungspotential für die an der Prüfung beteiligten Personen ergibt.
„Aufgrund des erhöhten Prüfdrucks können sich Anlageteile wie Verschraubungen, Flansche oder Stopfen lösen, die dann wie Geschosse durch die Luft fliegen. Explodiert ein Druckgerät, kann sogar allein die Druckwelle zu ernsthaften Verletzungen führen“, erklärt Robert Wernicke von TÜV NORD. Das Prüfen von überwachungsbedürftigen Anlagen wird in den Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS) 1201 erläutert. In diesen werden jedoch keine konkreten Sicherheitsabstände für die Prüfer vorgeschrieben.
„Die Vorgaben der Regelwerke bei der Prüfung von Druckgeräten sind äußerst dürftig. Es gibt keine verbindlichen Regelungen für Sicherheitsabstände oder andere Schutzmaßnahmen“, kritisiert Wernicke. „Als zugelassene Überwachungsstelle sehen wir uns daher in der Pflicht, hier konkrete Angaben zu machen.“ Entsprechend legt TÜV NORD folgende Schutzmaßnahmen für die Prüfung von Druckgeräten fest:
- Handlungsanleitung für die Prüfung von Druckgeräten bereitstellen
- Gefahren vor Ort analysieren
- Sicherheitsabstände nach TÜV NORD-Berechnungsverfahren definieren
- Gefahrenbereiche festlegen, die nicht betreten werden dürfen
- Ggf. Schutzbarrikaden errichten
Neues Berechnungsverfahren für Sicherheitsabstände
Ansatzpunkte für die Berechnung von Sicherheitsabständen bei Druckprüfungen finden sich in internationalen Regelwerken. Wendet man diese unterschiedlichen Berechnungsverfahren für die gleiche Gefahrensituation an, kommt man jedoch zu stark abweichenden Ergebnissen. TÜV NORD hat nun ein neues Berechnungsverfahren geschaffen, das die existierenden internationalen Methoden integriert. Die Sicherheitsabstände werden jetzt einheitlich berechnet; abhängig vom Prüfdruck, der Expansionsenergie und der Explosionsauswirkung. Zu beachten ist, dass etwa 35 Prozent der gespeicherten Energie in die Geschosswirkung beim Versagen von Anlagenteilen gehen können. Unter Berücksichtigung eines vom Sicherheitsbedürfnis abhängigen Skalierungsfaktors sowie von Festlegungen des US-amerikanischen Institutes der Hersteller von Explosivstoffen lässt sich der erforderliche Sicherheitsabstand konkret berechnen.
„Mit der neuen Vorgehensweise zur Berechnung von Sicherheitsabständen erzielen wir eine klare Linie, um den Anforderungen der Regelwerke Rechnung zu tragen. Zudem schaffen wir damit einen Referenzpunkt, der von Prüfern, aber auch vom Betriebspersonal, dringend benötigt wird“, so Robert Wernicke abschließend.
Über die TÜV NORD GROUP
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