Wie das Wetter den Verkehr beeinflusst

Wie wir uns fortbewegen, hat nicht nur mit dem Wetter zu tun, sondern auch mit der Kultur unseres Landes.

Wenn der Frühling kommt, steigen wieder mehr Menschen aufs Fahrrad. Wie wir uns fortbewegen, hat allerdings nicht nur mit dem Wetter zu tun, sondern auch mit der Kultur unseres Landes. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass die Deutschen auf Regen und Kälte etwas empfindlicher reagieren als andere Nationen.

Zu Fuß gehen, mit dem Rad oder mit dem Auto fahren: Diese Entscheidung machen wir oft vom Wetter abhängig. „Das scheint uns selbstverständlich, ist es aber nicht“, sagt die promovierte Psychologin Katrin Müller vom Medizinisch-Psychologischen Institut des TÜV NORD in Düsseldorf. „Es kommt auch auf die kulturellen Normen und Gepflogenheiten an – also was uns normal und richtig erscheint.“

Wenn es draußen nasskalt ist, bleibt das Rad hier zu Lande meistens stehen. Unsere Nachbarn in den Niederlanden lassen sich durch ungemütliches Wetter weniger beeindrucken. Sie nutzen das Fahrrad im Winter etwa doppelt so oft wie Deutsche, stellte eine Anfang 2023 veröffentlichte Studie fest. Der Soziologe Ansgar Hudde von der Universität zu Köln hat darin repräsentative Daten zur Mobilität von knapp 100.000 Menschen aus deutschen und niederländischen Städten ausgewertet. Zwischen Dezember und Februar legen die niederländischen Befragten demnach mehr als 20 Prozent ihrer Wege mit dem Rad zurück, die deutschen nur ungefähr 10 Prozent.

Zahl der Fahrradunfälle steigt im Sommer deutlich an       

Weil sich die klimatischen Bedingungen der beiden Länder ähneln, führt Hudde die Unterschiede weniger auf die Wetterverhältnisse als auf den Umgang mit ihnen zurück: „Wir in Deutschland sind empfindlicher, was Kälte und Dunkelheit angeht.“ Außerdem gebe es hier zu Lande eine Fahrradsaison – was bedeute, dass man in der übrigen Zeit eher nicht mit dem Rad fahre. Die Kultur könne sich aber ändern, zum Beispiel durch Fahrradaktionen im Winter, durch besser beleuchtete Radwege und überdachte Stellplätze. Die deutsche Fahrradsaison spiegelt sich auch in den Unfallstatistiken wider. Wie der Verkehrsunfallkalender des Statistischen Bundesamtes zeigt, nimmt die Zahl der Radunfälle mit Toten oder Verletzten in der Regel ab Mai merklich zu und sinkt ab Oktober wieder ab. Ist das Wetter besonders mild, wie in der ersten Jahreshälfte 2022, steigen die Unfallzahlen an.

Das Unfallrisiko für jeden Einzelnen ist bei schlechter Sicht und glatten Straßen zwar größer. Aber bei Sonne und warmen Temperaturen verlassen die Menschen häufiger das Haus. Eine Studie hat die Aktivität von mehr als 1300 Deutschen ab 65 Jahren im Alltag verfolgt. Die Männer und Frauen waren an Sommertagen im Mittel rund 15 bis 20 Minuten länger unterwegs als im Winter. Die Aktivität nahm außerdem bei Wind und Regen deutlich ab. Sogar Kriminelle begehen bei schönem Wetter mehr Verbrechen, wie eine Studie in Oslo zeigte. Eine magische Grenze liegt offenbar bei 20 Grad Celsius: Dann steigt die Bereitschaft, das Auto stehen zu lassen. Laut einer spanischen Studie sank der CO2-Ausstoß von Privatfahrzeugen bei Temperaturen über 20 Grad Celsius um 25 Prozent, weil die Leute häufiger zu Fuß gingen.

Und natürlich entscheiden sich die Leute bei Kälte, Wind und Nässe eher fürs Auto – selbst in den Niederlanden, Norwegen und Schweden, wo man ungemütliches Wetter gewohnt ist. Die Wettereffekte hängen jedoch zum Teil von der Region ab: Es kommt offenbar darauf an, was die Menschen als normal ansehen. Im regenreichen Schottland etwa hat Regen weniger Einfluss auf die Wahl des Transportmittels als die Windstärke. Doch egal, wo die Heimat liegt: „Wer kann, sollte bei Wetterextremen wie Nebel, Sturm und Eis zuhause bleiben“, rät Katrin Müller vom TÜV NORD. Und wer trotzdem auf die Straße muss, sollte besonders vorsichtig fahren. Denn der Bremsweg verlängert sich, erklärt die Psychologin und empfiehlt: „Doppelt so viel Sicherheitsabstand halten – zum Beispiel bei 100 Stundenkilometern mindestens rund 100 Meter.

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