98 Prozent aller tödlichen Bahnunfälle am Bahnübergang

​​​​​​​Frust über das lange Warten vor der geschlossenen Schranke übersteigt manchmal das aktuelle Risikobewusstsein.

Immer wieder kommt es zu tragischen Unfällen an Bahnübergängen wie jüngst in Nordrhein-Westfalen, wo ein Scooterfahrer von einer Bahn erfasst und tödlich verletzt wurde, und in Niedersachsen, wo die Fahrerin eines Postautos lebensgefährlich sowie der Fahrer eines Traktors schwer verletzt wurden. Aus Bahnsicht ereignet sich jeder dritte Unfall an einem Bahnübergang, aus Straßenverkehrssicht weniger als jeder hundertste. „Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen mit sehr schweren Folgen müssen wir dringend senken“, sagt Stefan Pöting, Leiter Bahntechnik bei TÜV NORD.

Einer Studie des Internationalen Eisenbahnverbandes UIC aus dem vergangenen Jahr zufolge passieren 27 Prozent aller Zugunfälle an Bahnübergängen, bei Unfällen mit Todesfolge sind es sogar 98 Prozent. „Gefährlich sind Kreuzungen immer“, so Pöting. „Doch kommt die Bahn ins Spiel, haben wir mit langen Bremswegen zu tun, die sich Auto- und Radfahrer oder Fußgänger gar nicht vorstellen können.“ Bei Tempo 160 kommt ein Nahverkehrszug selbst bei einer Gefahrenbremsung erst nach rund 700 Metern zum Stehen.

Und gegen einen Zug ist selbst ein schwerer Lkw ein schwacher Verkehrsteilnehmer, auch er hat gegen einen heranbrausenden Zug keine Chance.

Mehr technische Sicherungen, mehr Sicherheit

Jede zusätzliche technische Sicherheitseinrichtung am Bahnübergang erhöhe die Sicherheit, so Pöting. „Jede technische Sicherung wie Schranke oder Warnlicht ist besser als ein bloßes Andreaskreuz.“ Eine Schranke müsse aktiv umfahren werden, um über das Gleis zu kommen. Doch: Das hohe Risiko, einen Bahnübergang zu überqueren, der für eine Zugfahrt freigegeben ist, wird immer wieder deutlich unterschätzt, da die leisen Züge häufig zu spät bemerkt werden. Pöting: „Leider übersteigt manches Mal die Frustration über das lange Warten vor der geschlossenen Schranke das aktuelle Risikobewusstsein.“

Neben technischen Sicherungen sei Aufklärung ein Schlüssel, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Pöting: „Wir müssen alle verstehen, dass es auf eine kurze Wartezeit vor dem Bahnübergang nicht ankommt. Lieber zu spät ans Ziel kommen als nie.“

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