Die sieben wichtigsten Fragen zum Thema Brandschutzschalter

Ab jetzt sind die Schalter für Kitas, feuergefährdete Betriebsstätten, Museen und weitere Anwendungsbereiche Pflicht.

Hamburg: Mit dem 18. Dezember 2017 endet die Übergangsfrist der DIN VDE 0100-420, die im Februar 2016 in Kraft getreten ist. Ab jetzt sind Brandschutzschalter für eine Reihe von Anwendungsbereichen verpflichtend. Hartmut Knorr, Referent bei der TÜV NORD Akademie und Stefan Pirkl, Produkt Business Developer bei Siemens, klären die wichtigsten Fragen.

Laut den Statistiken des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFSS) entsteht fast jeder dritte Brand durch Fehler in der Elektroinstallation. Damit verursachen elektrische Geräte oder Leitungen noch mehr Brände als Brandstiftung und menschliches Fehlverhalten zusammen. Zur Ergänzung der bekannten FI- und LS-Schutzschalter sieht die Norm DIN VDE 0100-420 den Einbau von Brandschutzschaltern (AFDD) vor, die Brände in Leitern durch serielle Lichtbögen verhindern können.

Pflicht oder nicht: Besteht ein gesetzlicher Zwang zum Einbau der Brandschutzschalter?

Auch wenn die Norm – wie alle anderen Normen auch – eine private technische Regelung ist und damit keine gesetzliche Pflicht zum Einbau besteht, sollten Elektrohandwerker den Regelungen folgen. Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) hält den Einsatz in den von der Norm geforderten Fällen für sinnvoll und geht davon aus, dass der Schalter schnell eine hohe Akzeptanz im Markt erreichen werde. Der ZVEH weist zudem darauf hin, dass die Einhaltung der Regelungen der Norm die rechtliche Vermutung in sich berge, nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik gearbeitet zu haben. So erklärt auch das Energiewirtschaftsgesetz, dass die Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik für Energieanlagen vermutet wird, wenn die technischen Regeln des VDE (DIN VDE-Normen) befolgt werden.

Wo müssen Brandschutzschalter eingebaut werden?

Verpflichtend ist der Einsatz in einphasigen Endstromkreisen bis 16A in Gebäuden und Einrichtungen, die besonderen Brandrisiken ausgesetzt sind. Dazu zählen etwa feuergefährdete Betriebsstätten, holzverarbeitende Betriebe oder Papier- und Textilfabriken. Ebenfalls vorgeschrieben sind die Brandschutzschalter in Schlaf- oder Aufenthaltsräumen für Heime sowie Tageseinrichtungen für Kinder oder alte Menschen, ebenso wie in barrierefreien Wohnungen. „Darüber hinaus sind Brandschutzschalter verpflichtend einzubauen, wenn dort unersetzbare Güter vorhanden sind – wie etwa Museen oder Galerien, darüber hinaus aber auch für Bahnhöfe oder Flughäfen“, ergänzt Knorr.

Müssen jetzt alle Gebäude mit Brandschutzschaltern ausgestattet werden?

Nein. Der Einbau ist nur bei Neubauten sowie Änderungen oder Erweiterungen von bestehenden Anlagen vorgeschrieben. Empfehlenswert sei aber der Einbau von Brandschutzschaltern für Stromkreise von Räumen, in denen unbeaufsichtigte Verbraucher laufen, sagt Pirkl. „Dies können beispielsweise Heizlüfter in Ferienhäusern sein“, so Pirkl. „Aber auch Schlafzimmer, Hotels, Räume in denen Waschmaschinen, Trockner oder Geschirrspüler laufen, sollten mit AFDD geschützt werden. Für Räume oder Orte mit Feuer verbreitenden Strukturen ist ebenfalls der Einbau empfohlen.“

Führt der freiwillige Einbau von Brandschutzschaltern zukünftig zu niedrigeren Versicherungsprämien?

Das ist noch unklar. Da jedoch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als Vertreter der Versicherungen im Normengremium mitwirkt und den Einbau von AFDD befürwortet, ist es möglich, dass der freiwillige Einbau von AFDD mittelfristig mit niedrigeren Versicherungsprämien honoriert wird.

Noch ein Schutzschalter – reicht der Platz im Schaltschrank?

Die Norm schreibt vor, in Neubauten sowie bei Erweiterungen oder größeren Umbauten geeignete Brandschutzschalter zu installieren. Planer sollten daher den erhöhten Platzbedarf bereits in der Planung berücksichtigen und die Schaltschränke entsprechend dimensionieren. Anders bei Umbauten und Erweiterungen: „Hier müssen oft die Schaltschränke vergrößert werden. Das kann jedoch in der Praxis Schwierigkeiten bereiten“, so Knorr.

Wie kann der Brandschutzschalter auf Funktionsfähigkeit getestet werden?

Eine Funktionsprüfung ist bei AFDD nicht notwendig. Wie in der Produktnorm für Brandschutzschalter gefordert, führen die AFDD selbstständig zyklisch einen Test der Funktionsfähigkeit durch. Eine aktive Prüfung durch den Elektriker ist nicht erforderlich.

Können Brandschutzschalter auch als Gruppenschalter (40A) verwendet werden?

Nein. Laut Norm ist in jedem Endstromkreis ein Brandschutzschalter erforderlich, um die größtmögliche Verfügbarkeit der Anlagen zu sichern. „Wäre beispielsweise in einem Kindergarten nur ein Gruppen-Brandschutzschalter für die gesamte Anlage verbaut, würde ein Ausfall die Stromversorgung in der Einrichtung lahmlegen“, so Stefan Pirkl.

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