Warum lieben Menschen Wohnmobile?

20. Juni 2023 | Mobilität: Beim Urlaub im Camper oder Caravan geht es um mehr als nur eine günstige Unterkunft.

Beim Urlaub im Camper oder Caravan geht es um mehr als nur eine günstige Unterkunft. Der Psychologe Dennis Dal Mas von TÜV NORD erklärt, welche Sehnsüchte mit dieser Form des Reisens verbunden sind.

Die Lust auf Urlaub in Wohnmobil oder Wohnwagen steigt. So lautete das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) im Sommer 2022. In den zehn Jahren zuvor waren demnach 12 Prozent der Erwachsenen mit Camper oder Caravan verreist. Für die kommenden fünf Jahre konnten sich sogar 22 Prozent vorstellen, Urlaub auf vier Rädern zu machen.

Die Camperinnen und Camper reizt vor allem die Aussicht, in der Natur zu sein. Mehr als zwei Drittel zählen das zu den wichtigsten Aspekten von Camping, wie die CIVD-Studie zeigte. Wichtig war den Befragten außerdem,einfach und unkompliziert zu verreisen, dabei flexibel und unabhängig zu sein, Ruhe zu finden und Zeit für Familie oder Freunde zu haben.

Ähnliche Motive fürs Campen haben Forschende auch in anderen Ländern gefunden. Schon Ende der 1970er Jahre entwickelte Beverly Driver von der U.S. Forstbehörde einen Fragebogen, genannt „Recreation Experience Preference Scale“, der die psychologische Seite von Freizeitvorlieben erfasst. Dazu gehört das Bedürfnis nach Natur, Unabhängigkeit und Gemeinschaft – aber auch danach, Neues zu lernen, sich kompetent zu fühlen und den Alltag hinter sich zulassen.

„Das müde Selbst kann sich in der Natur erholen“, sagt Dennis Dal Mas vom Medizinisch-Psychologischen Institut des TÜV NORD in Bielefeld. Dahinter stecke die „Liebe zum Lebendigen“, in der Fachsprache „Biophilie“ genannt, erläutert derpromovierte Psychologe. „Der Mensch fühlt sich zur Natur hingezogen und mit ihr verbunden.“ Deswegen diene der Aufenthalt in der Natur nicht nur als erholsame Auszeit, sondern auch als sinnstiftende Erfahrung.

Es gibt jedoch noch einen trivialen Grund dafür, am liebsten mit eigenem Camper zu verreisen: der Komfort des Eigenheims. Unter 50 Wohnmobilreisenden in Kanada war das Reisen mit eigenem Bett und zuhause der meistgenannte Vorteil, noch vor Freiheit und Unabhängigkeit.

„Typisch für den Camper-Lifestyle ist das Bedürfnis, draußen in der Natur zu sein, zusammen mit Gleichgesinnten – und mit den Annehmlichkeiten eines vertrauten Heims“, schrieb bereits im Jahr 1978 der US-Wirtschaftsforscher F.B. Green. Doch er gab zu bedenken: Diese Art zu reisen koste unterm Strich oft mehr, als mit dem eigenen Pkw unterwegs zu sein und ein Zimmer zu mieten.

Heute ist das nicht anders: Die meisten stecken viel Geld in ihr mobiles Eigenheim. Rund zwei Millionen Deutsche besitzen ein Campingfahrzeug. Die Anschaffung kostete laut einer Allensbacher Umfrage zuletzt im Mittel knapp 33.000 Euro.

„Viele mögen am Camping die Vorstellung, mit nur wenigen Dingen auszukommen“, sagt der Psychologe Dennis Dal Mas. Das eine Extrem: Schlafen im Zelt an abgelegenen Trekkingplätzen, mit Komposttoilette und Feuerstelle. Einfache Holzhütten findet man zum Beispiel unter dem Begriff „Shelter Camping“ in Dänemark. Das andere Extrem hat mit einem minimalistischen Lebensstil jedoch wenig zu tun: der neue Reisetrend „Glamping“. Das Kunstwort steht für „glamouröses Camping“, zum Beispiel in komfortablen Unterkünften in der Natur, wie Baumhäusern oder Tiny Houses.

Ob mit oder ohne Glamour, im Zelt oder auf vier Rädern: „Es geht um ein Lebensgefühl“, erklärt Dennis Dal Mas von TÜV NORD. „Dahinter steckt die Sehnsucht nach einer alternativen Art zu leben – die Natur unmittelbar zu spüren, sich frei und unabhängig zu fühlen.“

 

Alle Informationen rund um Wohnmobile finden Sie auch im Wohnmobil-Ratgeber von TÜV NORD Mobilität

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