Dr. Britta Schacht und Angella Xu, beide Führungskräfte in der TÜV NORD GROUP, tragen dazu bei, dass die Energiewende weiter an Dynamik gewinnt. Mit Zertifizierungen sorgen ihre Teams in Hamburg und Schanghai dafür, dass immer modernere Anlagen zuverlässig, sicher und effizient die Kraft von Wind und Sonne in Strom umwandeln.
Die Energiewende ist eine globale Notwendigkeit. Um dem Klimawandel zu begegnen, muss die Weltgesellschaft fossile Brennstoffe schnell und effizient durch erneuerbare Energien ersetzen – ein außergewöhnlich komplexes Unterfangen. Eine Hauptrolle kommt den Anlagen zu, die diese Energien erzeugen, vor allem aus Wind und Sonne. Sie müssen mit modernsten Techniken ausgestattet sein. Hinzu kommen gesetzliche Richtlinien, die sich von Land zu Land unterscheiden.
Damit unter solchen Richtlinien die Dynamik nicht leidet, ist es entscheidend, neu entwickelte Anlagen schnell und zuverlässig zu prüfen und zu zertifizieren. Hier spielt die TÜV NORD GROUP eine zentrale Rolle auf dem globalen Markt: Mit ihren Dienstleistungen sorgt sie dafür, dass bei der Energiewende Tempo und Qualität in Einklang stehen. Verantwortlich dafür sind innerhalb des Konzerns zwei Einheiten, beide werden von Frauen geleitet, die mit ihren klaren Vorstellungen von Führung die Energiewende nach vorne bringen.
Dr. Britta Schacht:
Lösungsorientiert die Energiewende begleiten
Ein Ausflug nach Hamburg, wo Dr. Britta Schacht als Head of Renewables Certification jegliche Zertifizierungen der TÜV NORD GROUP im Segment Erneuerbare Energien verantwortet, wobei die Windenergie den weitaus größten Anteil ausmacht.
In Britta Schachts Verantwortungsbereich sind 85 Mitarbeiter:innen tätig, die in fünf Teams alle technische Facetten der Anlagen prüfen, zuletzt auch bei der größten Offshore-Turbine, hergestellt von Siemens Gamesa. „Unsere Kunden kommen in der Regel schon in einem frühen Stadium der Projektentwicklung zu uns“, erklärte sie die Arbeitsabläufe. „Unsere Aufgabe ist es zu prüfen, ob die Annahmen und Berechnungen der Hersteller stimmen.“ Wie komplex diese Zertifizierung sind, zeigen die riesigen Datenmengen, die dabei anfallen. „Berechnungen zur Lastannahme zum Beispiel, also welche Kräfte wie stark von außen auf die Anlage einwirken, sind häufig so umfangreich, dass sie gar nicht übers Netz geschickt werden können, sondern auf einer Festplatte zu uns kommen.“
Bei der Frage, welche Rolle sie und ihre Teams bei der Energiewende spielen, muss die promovierte Naturwissenschaftlerin nicht lange überlegen: „Wir verstehen uns als Enabler.“ Aktuell sei ersichtlich, dass die Branche unter Druck steht. „Politik und Gesellschaft verlangen von den Herstellern, die Projekte schnell zu realisieren und die Anlagen immer leistungsfähiger zu machen. Gleichzeitig sind die Verträge häufig zu einer Zeit geschlossen worden, als die Kosten für die Rohstoffe sowie die Produktion noch deutlich niedriger waren.“ Die Lage ist also kompliziert - weshalb Britta Schacht für ihre Teams den Anspruch formuliert, „zuverlässig zu prüfen und unsere Kunden bei diesem Prozess zu begleiten“. Ein konkretes Beispiel: Hakt es bei der Zertifizierung eines bestimmten Bauteils einer Windkraftanlage, stoppen Britta Schacht und ihre Teams nicht den gesamten Prozess. „Stattdessen begutachten wir möglichst viele andere Elemente der Anlage, damit der Hersteller das Problem beheben und zeitgleich die Arbeit an Prototypen fortsetzen kann.“ Die Kunden wissen diesen Ansatz zu schätzen, hat sie erfahren: „Die meisten Kunden sehen in uns keine bremsende Institution, sondern einen lösungsorientierten Partner, der ihnen entwicklungsbegleitend eine zusätzliche Qualitätsschleife bietet.“
„Die Dynamik der Branche hält auf Trab. Und genau das macht allen Spaß, die für die Energiewende brennen.“
Dr. Britta Schacht, TÜV NORD EnSys
Damit die Projektteams diesem Anspruch gerecht werden können, ist eine agile Organisation nötig. „Wir machen hier keine Standardprüfungen“, erklärt Britta Schacht. „Es gibt immer wieder technische Neuerungen, aktuell zum Beispiel schwimmende Anlagen, die offshore nicht im Meeresboden gegründet werden müssen – wodurch auf See ganz neue Flächen nutzbar gemacht werden können.“ Auch die Richtlinien und Marktbedingungen änderten sich ständig, und mit dem grünen Wasserstoff stehe eine neue Schlüsseltechnik für die Energiewende kurz vor dem Durchbruch. „Klar, diese Dynamik hält auf Trab“, sagt Britta Schacht, 50 Jahre alt und seit 20 Jahren bei der TÜV NORD GROUP. „Und genau das macht Spaß. Nicht nur mir, sondern auch den vielen jungen Leuten in meinen Teams, die für die Energiewende brennen.“ Um für diese begehrten Talente in Zeiten des Fachkräftemangels ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, hat sie eine Teamkultur entwickelt, die auf persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung basiert. „Ich glaube an das Prinzip der Schwarmintelligenz“, sagt sie. „Jeder Austausch führt dazu, dass die Teams als Ganzes vorankommen. Diese Kommunikation zu fordern und zu fördern, sehe ich als eine zentrale Führungsaufgabe an.“
Angella Xu:
Offene Kultur bringt Effizienz
Von Hamburg nach Schanghai, wo Angella Xu in der chinesischen Industriemetropole als Senior Vice President Renewables das Photovoltaik-Geschäft der TÜV NORD GROUP verantwortet.
Zusammen mit ihrem Team zertifiziert Angella Xu Solaranlagen, insbesondere aus chinesischer Produktion, für den weltweiten Markt. Zur TÜV NORD GROUP kam sie vor zwölf Jahren, damals stand das Tätigkeitsfeld Photovoltaik noch am Anfang. „Das Management in Deutschland hat mir früh das Vertrauen gegeben, diesen Zweig aufzubauen und weiterzuentwickeln“, erzählt sie. Schnell arbeitete sie sich in den vielfältigen chinesischen Photovoltaik- Markt ein und baute ein schlagkräftiges Team auf. Geholfen hat ihr, dass sie frei agieren konnte, ohne das Management bei jeder Entscheidung einbeziehen zu müssen. „So konnten wir uns ganz auf unsere Arbeit konzentrieren“, sagt Angella Xu.
Arbeitsschwerpunkt in Schanghai ist die Zertifizierung von Produkten aus chinesischer Herstellung für den internationalen Markt. „Unsere Zertifizierung ist für die Produzenten die Eintrittskarte ins globale Geschäft“, erklärt sie. Die Herausforderung liege vor allem darin, zu jeder Zeit die vielfältigen und sich ändernden internationalen Richtlinien im Blick zu haben. „Jedes Land hat ein anderes Tempo, stellt andere Anforderungen.“ Für die Hersteller, die ihre Produkte exportieren wollen, entstehe so ein verwirrendes Dickicht an Regulierungen. Angella Xus Team mit 50 Mitarbeiter: innen bringt die globale Vielfalt auf einen Nenner. „Wer unsere Standards einhält“, betont sie, „dem steht der globale Markt offen.“
TÜV NORD China bietet in diesem Bereich nicht nur Produktprüfungen für Photovoltaikmodule, Wechselrichter und auch Zertifizierungen für Hersteller an, sondern unterstützt auch chinesische Investoren bei ihren internationalen Photovoltaikprojekten. Zu den Kunden von TÜV NORD in Schanghai zählen aber vor allem die großen chinesischen Produzenten. Angella Xus Team prüft nicht nur die Angaben, die der Hersteller liefert: In einem Labor testen die Expert:innen mithilfe eines Sonnenlichtsimulators den tatsächlichen Strom-Output der Solarpanels. „Diese Informationen sind für die Kunden wichtig, denn sie brauchen von unabhängiger Seite gewonnene Daten, um ihre eigenen Simulatoren für die Massenproduktion zu kalibrieren.“
„Unsere Zertifizierungen sind für die Hersteller von Solaranlagen die Eintrittskarte ins globale Geschäft.“
Angella Xu, TÜV NORD China
Angella Xu ist Jahrgang 1979 – und damit die Älteste in ihrem sehr jungen Team. „Sobald ich mit Menschen rede, bekomme ich ein Gespür für sie“, sagt sie. So hat sie einen Führungsstil entwickelt, der Fürsorge und Effizienz in Einklang bringt. „Meine Vorstellung von Teamwork ist es, sich gegenseitig zu vertrauen und zu respektieren – aber auch, die Dinge nicht unnötig zu verkomplizieren.“ In jedem Projekt gebe es eine Phase, in der das Team gemeinsam eine Strategie und einen Plan entwirft. „Das ist der Zeitpunkt, sich einzubringen, Bedenken zu äußern oder um Unterstützung zu bitten.“ Geht es an die Umsetzung, erwarte sie als Führungskraft, dass alle ihre Aufgabe erfüllen. „Gibt es im Verlauf Probleme, will ich davon erfahren. Denn nur mit einer offenen Kultur ist Effizienz möglich. Wer seinen Ärger für sich behält, bremst die Projekte ab – und das können wir uns in dieser dynamischen Branche nicht erlauben.“
Am Ende des Gesprächs gibt Angella Xu noch einen Hinweis, wie es ihr gelingt, ihr eigenes Verhalten immer wieder zu reflektieren: „Abends vor dem Einschlafen räume ich meine Gedanken auf. Ich frage mich: Wann war ich heute mit mir zufrieden – und wann eher nicht?“ Diese Nachtgedanken führten bei ihr nicht zu grüblerischer Schlaflosigkeit, im Gegenteil: „Sie geben mir ein gutes Gefühl für den kommenden Tag mit seinen neuen Herausforderungen.“