Unsere Historie

Seit mehr als 150 Jahren stehen wir mit unserem technischen Wissen für Sicherheit, Unabhängigkeit und Qualität. Wir schützen Leben und Güter und tragen dazu bei, natürliche Ressourcen zu schonen denn: Wir leben Sicherheit. Den Blick nach vorne gerichtet setzen wir unsere Expertise dafür ein, dass unsere Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden. Die Geschichte von TÜV NORD begann im Jahre 1869 mit nur einer Aufgabe: der Überwachung von Dampfkesseln, denn Dampfkraft war die zentrale Energiequelle des 19. Jahrhunderts. Sie war der Motor der Industrialisierung und der ersten industriellen Revolution. Motoren und Elektrizität brachten die zweite industrielle Revolution in Schwung, Elektronik und Informationstechnologie prägten die dritte.

Heute sind wir in der Industrie 4.0 weiterhin ihr verlässlicher Partner mitten in der vierten industriellen Revolution. Begleiten Sie uns durch unsere Geschichte.

Die Geschichte von TÜV NORD

1869-1900
1869

Am 15. Juni 1869 gründeten Hamburger Dampfkesselbesitzer und Reeder den „Norddeutschen Verein zur Überwachung von Dampfkesseln in Hamburg“. Er orientierte sich an einem englischen Modell: Bereits 1855 hatten dort Unternehmen die Manchester Steam Users Association gegründet – den ersten technischen Überwachungsverein der Welt. Ebenfalls 1869 entstand der „Sächsisch-Anhaltische Verein zur Prüfung und Überwachung von Dampfkesseln in Bernburg“.

1871

1871 wurde der „Magdeburger Verein für Dampfkesselbetrieb“ gegründet. Ein gutes Beispiel für die Effizienz der privatwirtschaftlichen Überwachung ist die Tätigkeit des Magdeburger DÜV-Ingenieurs Rudolf Weinlig: Bereits zwischen 1871 und 1873 konnte Weinlig in seinem Prüfbezirk die Zahl der äußeren Kesselschäden von 60 auf 20 Prozent und die bis dahin kaum beachteten Gefahren im Inneren der Kessel von 30 auf 16 Prozent reduzieren.

Magdeburgs erster DÜV-Ingenieur Rudolf Weinlig beklagte: „In Hannover lassen sich sogar etliche Unternehmen, die dem DÜV beigetreten sind, lieber von den königlichen Beamten prüfen, deren Kontrollen deutlich laxer ausfielen als die des Vereins.“

1873

Im Jahr 1873 entstand der Dampfkessel-Überwachungs-Verein in Hannover.

Ludwig Grabau, der erste Ingenieur des DÜV Hannover: „Der Zustand der untersuchten Kessel ist außerordentlich schlecht. Konstruktionsfehler, unsachgemäße Bedienung sowie Wassermangel führen zu Gefahrenzuständen."

1884

Die Vereine konnten ihre Befugnisse in Preußen nicht nur erhalten, sondern sogar erweitern. Auch hierbei spielte Rudolf Weinlig eine zentrale Rolle. Als Technischer Leiter des größten preußischen DÜV erhielt er 1884 einen persönlichen Termin beim preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Weinlig überzeugte den „Eisernen Kanzler“, dass es eine gute Idee sei, wenn die DÜV Dampfkessel nicht nur prüfen, sondern auch genehmigen und nach ihrer Indienststellung offiziell abnehmen dürften.

1885

Angebote der Weiterbildungen der DÜV wurden nicht angenommen. Erst ein Heizerwettbewerb brachte 1885 die Wende: Die in Lehrgängen geschulten Heizer kannten sich nicht nur besser mit den Sicherheitsanforderungen aus, sie benötigten zur Dampferzeugung auch nur halb so viel Kohle wie ihre ungeschulten Kollegen.

1900

1899 kontrollierten die DÜV fast 90 Prozent aller preußischen Dampfkessel. Arbeiteten beim DÜV Hannover bis 1884 nur zwei Ingenieure, waren es im Jahr 1900 schon fünfzehn. Das Jahr 1900 markierte in vielerlei Hinsicht einen Höhepunkt in der Entwicklung vom TÜV NORD. Es entstand der größte DÜV im Ruhrgebiet, der „Dampfkessel-Überwachungs-Verein der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu Essen“, kurz Zechen-Verein, der die Verantwortung für die Sicherheit der Dampfkessel im Bergbau übernahm.

1901-1932
1902

Im Jahr 1902 kontrollierten Ingenieure des DÜV Hannover erstmals fünf Kraftfahrzeuge und prüften im nächsten Jahr auch die ersten Fahrzeugführer.

1903

In Hamburg blieb die Dampfkesselüberwachung eine staatliche Angelegenheit, weswegen der Norddeutsche DÜV seine Aktivitäten mehr auf die umliegenden preußischen Gebiete ausdehnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er bereits für 5.317 Anlagen zuständig. Der Norddeutsche DÜV zog daraus die Konsequenzen und verlegte auf Wunsch des preußischen Handelsministeriums seinen Hauptsitz von Hamburg in die preußische Stadt Altona.

1914 – Beginn des ersten Weltkrieges

Die Elektrifizierung von Wirtschaft und Gesellschaft hatte derart Fahrt aufgenommen, dass der DÜV Hannover und der Essener Zechen-Verein bereits 1903 neben ihrer Dampfkesselsparte eigene elektrotechnische Abteilungen gründeten. Diese Abteilungen entwickelten sich durchaus unterschiedlich. Während die E-Abteilung des Norddeutschen DÜV nur wenig erfolgreich war, prüfte der DÜV Hannover 1914 bereits 30 Elektrizitätswerke, 137 Blitzschutzanlagen und 950 Aufzüge.

1914 begann der 1.Weltkrieg. Zahlreiche Ingenieure und Angestellte der DÜV wurden zur Reichswehr eingezogen. Die Restbesetzungen konnten ihre Aufgaben nicht mehr in vollem Umfang erfüllen. Nach zwei Kriegsjahren waren für den DÜV Hannover nur noch 11 der ursprünglich 25 Beschäftigten tätig. Durch den Rohstoffmangel, gründete der Norddeutsche DÜV daher noch während des Krieges eine Wärmewirtschaftliche Abteilung, deren Ziel die effiziente Verwendung von Brennstoffen war.

 

1918

Deutschland sah sich mit den Konsequenzen eines Weltkrieges konfrontiert, der in Aussicht auf reiche Beute über hohe Schulden finanziert worden war. Dies verursachte eine gefährlich instabile Wirtschaftslage, die sich auch auf die Dampfkesselüberwachungsvereine auswirkte, weil sie sich aus Beiträgen und Prüfgebühren ihrer Mitgliedsunternehmen finanzierten.

1920

Angesichts der schwierigen Versorgungslage gründeten der DÜV Hannover 1920 und der Essener Zechen-Verein 1921 Wärmewirtschaftliche Abteilungen, wobei besonders das Wärmewirtschaftliche Labor des Zechen-Vereins eng mit Hochschulen zusammenarbeitete und sich bald selbst zu einem anerkannten Forschungsinstitut für den Ruhrbergbau entwickelte. Noch in den wirtschaftlich äußerst angespannten frühen 1920er-Jahren gründete der Norddeutsche DÜV als neue Sparte eine eigene kraftfahrtechnische Abteilung.

1928

Im Jahr 1928 gründete der DÜV Hannover eine eigene Kfz-Abteilung. Während allerdings Fuhrparkbesitzer manche Vereine zu regelmäßigen Kontrollen geradezu drängten, hatten die noch nicht sehr zahlreichen privaten Autofahrer in den 1920er-Jahren kaum Interesse an freiwilligen Sicherheitschecks, obwohl Polizeikontrollen immer wieder zeigten, dass bei den meisten Fahrzeugen weder Bremsen noch Licht richtig funktionierten.

1933-1945
1933

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten war kein gewöhnlicher Regierungswechsel. Hitlers Regime setzte den Rechtsstaat außer Kraft. Dieser Prozess wird oft als Gleichschaltung bezeichnet. Doch noch wichtiger als diese Gleichschaltung von oben war die freiwillige Selbst-Gleichschaltung der deutschen Gesellschaft von unten. Typisch nationalsozialistische Strukturen wurden bei den Vorläufern von TÜV NORD zunächst nicht eingeführt. Allerdings kam es im Zuge der NS-Machtübernahme dazu, dass beim Norddeutschen DÜV zwei Vorstandsmitglieder durch Parteigenossen ersetzt wurden.

1935

Im Jahr 1935 erhielten die preußischen Überwachungsvereine die offizielle Zuständigkeit für Sicherheitsprüfungen in Kinos, Theatern, Zirkussen und öffentlichen Versammlungsräumen, wofür neues Personal eingestellt werden musste.

1938

Im März 1938 wurde das Deutsche Reich in 14 technische Überwachungsbezirke eingeteilt. In diesen war jeweils nur ein Überwachungsverein zugelassen. Da es allerdings 37 DÜV gegeben hatte, mussten etliche zu größeren Einheiten fusionieren. Ziel war die Vereinheitlichung der DÜV. Hierzu gehörte auch die Umbenennung aller Vereine in Technische Überwachungs-Vereine (TÜV).

1939 – Beginn des zweiten Weltkrieges

Die technischen Überwachungsvereine spürten die Folgen relativ schnell, denn obwohl sie als kriegswichtig eingestuft wurden, galten ihre Mitarbeiter nicht als unabkömmlich. Bereits 1940/41 diente daher ein Drittel aller TÜV-Mitarbeiter als Soldaten, was die Geschäftsstellen vor immer größere Probleme stellte.

1940

Ab 1940 waren diese neuen Technischen Prüfanlagen der Überwachungsvereine generell für die Kfz-Tests zuständig. Allerdings dienten Kfz-Tests Ende der 1930er Jahre keineswegs nur der Verkehrssicherheit. Die Vereine prüften Kraftfahrzeuge und Anhänger vielmehr auch auf ihre militärische Tauglichkeit für den kommenden Krieg.

1943

Als die Alliierten im Jahr 1943 ihren Luftkrieg gegen deutsche Städte intensivierten, trafen ihre Bomben auch die TÜV-Dienstgebäude. In Hamburg, Bremen, Braunschweig, Paderborn, Essen und Duisburg wurden Verwaltungsgebäude und technische Anlagen völlig zerstört, in Hannover und Osnabrück kam es zu schweren Beschädigungen.

1945

Mit dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft im April und Mai 1945 kam die Tätigkeit der TÜV bis auf weiteres zum Erliegen.

1946-1959
1946

Deutschland wurde in 4 Besatzungszonen geteilt. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden alle Überwachungsvereine aufgelöst. Staatliche Ämter übernahmen ihre Aufgaben. Eine Verstaatlichung der technischen Überwachung drohte auch in den Westzonen. Die Hansestadt Hamburg entzog dem örtlichen TÜV im Jahr 1946 die Prüfbefugnisse und übertrug sie der öffentlichen Hand. TÜV Essen und Hannover konnten ihre Arbeit weitgehend unbeschränkt fortführen.

1948

Als 1948 durch die Währungsreform mit der Deutschen Mark eine stabile Währung entstand und die USA mit dem Marshallplan eine Anschubfinanzierung bereitstellten, setzte ein robustes Wachstum ein, das als regelrechtes „Wirtschaftswunder“ erschien. Das Auto wurde zu einem Symbol dieses Wirtschaftsaufschwungs, denn es entwickelte sich noch im Laufe der 1950er Jahre von einer 1950er Jahre von einer raren Luxusware zu einem Massengut, das sich auch viele einfache Arbeitnehmer leisten konnten.

1949

Bereits 1945 machte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) deutlich, dass sie die technische Selbstüberwachung der Wirtschaft ebenso wenig fortsetzen wollte wie später die private Wirtschaftsordnung. Es wurden alle Technischen Überwachungsvereine in Ostdeutschland aufgelöst – der TÜV Magdeburg stellte als letzter seinen Dienst ein. An die Stelle der Vereine trat eine staatliche Technische Überwachung (TÜ).

Die TÜ der DDR war zentral organisiert und bildete ihre Mitarbeiter in einem eigenen Schulungsheim aus. Doch tatsächlich genügte ihr Fachpersonal fast nie, um alle überwachungspflichtigen Anlagen ausreichend zu prüfen. Immer mehr Betriebe erhielten daher im Laufe der DDR-Geschichte das Recht zur technischen Eigenüberwachung, auch wenn dies durch deren Größe nicht gerechtfertigt war. Großinstitutionen wie Reichsbahn, Nationale Volksarmee oder Staatssicherheit hatten ihre eigenen technischen Dienste.

 

1951

1951 verlangte die Straßenverkehrszulassungsordnung, jedes Fahrzeug nach der Erstzulassung alle 2 Jahre zu prüfen. Das Monopol für diese regelmäßige Hauptuntersuchung erhielten die Technischen Überwachungsvereine. Von den TÜV-Ingenieuren forderte dies Improvisationstalent, denn viele technische Prüfstellen waren zerstört oder reichten für die wachsende Zahl der Fahrzeuge nicht aus. So prüften die TÜV-Mitarbeiter auf Bahnanlagen, Bauhöfen und sogar auf Parkplätzen von Gaststätten.

1955

1955 entstand beim TÜV Hannover ein erstes Medizinisch-Psychologisches Institut (MPI), das Gutachten über gefährliche Verkehrsteilnehmer verfasste. Betroffen waren vor allem Autofahrer, die wegen Trunkenheit am Steuer aufgefallen waren. Bald darauf gründeten auch TÜV Hamburg und TÜV Essen entsprechende Institute.

1957

Zum wichtigsten Arbeitsgebiet entwickelte sich allerdings eine neuartige Energiequelle: die Kerntechnik. Der TÜV Essen konnte dabei auf seine Erfahrungen bei Werkstoffprüfungen zurückgreifen und entwickelte ein Konzept zur zerstörungsfreien Prüfung von Reaktordruckbehältern. 1957 erstellte der TÜV Hamburg den Sicherheitsbericht für den Forschungsreaktor Geesthacht in Schleswig-Holstein und bald darauf prüfte der TÜV Hannover den Forschungsmeiler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig.

1958

Die TÜV erweiterten ihre Tätigkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen. TÜV Essen beispielsweise prüfte 1958 im örtlichen Karstadt-Kaufhaus erstmals eine Rolltreppe.

1960-1980
1960

Die Produktionssicherheit in der DDR stieß immer wieder an ihre Grenzen, wenn sie in Konflikt mit den Zielen der Staatssicherheit geriet, deren politische Überwachung der DDR-Gesellschaft immer monströsere Ausmaße annahm. Dies galt sogar für einen so sensiblen Bereich wie die Kernenergie, die in den 1960er Jahren neues Aufgabenfeld der TÜ geworden war.

1965

Die TÜV errichteten zahlreiche neue Prüfstellen: Allein der Essener Verein kontrollierte im Jahr 1965 auf insgesamt 24 Prüfanlagen 500.000 Kraftfahrzeuge.

1970

Um 1970 waren die Vorläufer von TÜV NORD längst nicht mehr die kleinen Vereine. Der Hamburger TÜV (der seit 1963 TÜV Norddeutschland hieß) beschäftigte fast 600 Mitarbeiter, der TÜV Hannover hatte über 900 Beschäftigte.

1972

1972 wurde die TÜV Nord die stolze Belegschaftszahl von fast 1.300 Personen angeben. Die Notwendigkeit des TÜV spiegelte sich in den jährlich steigenden, die 1970 einen traurigen Höhepunkt mit 19.000 gestorbenen Menschen fand. Auch im internationalen Vergleich war Westdeutschlands Straßenverkehr besonders gefährlich: Die Bundesrepublik hatte eine ähnliche Verkehrsdichte wie Großbritannien, aber es starben doppelt so viele Menschen. Westdeutsche Autofahrer fuhren zu schnell, zu rücksichtslos und nicht selten alkoholisiert.

1974

Der RWTÜV erreichte 1974 bereits einen Jahresumsatz von über 100 Millionen DM. Mit auf Gewinn ausgerichteten Wirtschaftsbetrieben hatten die TÜV in den 1970er Jahren aber trotz dieser Zahlen recht wenig gemein. Vielmehr fühlten sie sich aufgrund ihrer staatsentlastenden Aufgaben eher der Öffentlichen Hand verbunden, auch wenn sie ausdrücklich keine Staatsorgane waren.

Prof. Dr.-Ing. Klaus Weber, Geschäftsführer des TÜV Hannover von 1971 bis 1997: „Es war ein Beamtenverein mit einer Mentalität, die sich stark an Vorschriften und kaum an Kundenbedürfnissen orientierte. Man war es gewohnt, als verlängerter Arm des Verkehrsministeriums zu agieren. Entsprechend negativ war bisweilen auch das Ansehen des TÜV in der Öffentlichkeit."

1975

Die Ölpreiskrise 1973 hatte das Ende des langen Nachkriegsbooms eingeläutet. Politische Pläne, die Wirtschaft vor allem durch staatliche Intervention beherrschbar zu machen, blieben erfolglos. Die TÜV sahen sich dadurch bei der Kfz-Überwachung einer zunehmenden Konkurrenz durch freie Sachverständige ausgesetzt, die mit wachsendem Erfolg Prüfungen direkt in den Kfz-Werkstätten anboten. Dies war zwar etwas teurer, ersparte vielen Autofahrern aber lange Wartezeiten in den Technischen Prüfstellen

1980

Die allgemeine wirtschaftliche Situation in der DDR verschlechterte sich vor allem seit Beginn der 1980er Jahre. Viele Beschäftigte in den Betrieben empfanden die Prüfungen des TÜ daher oftmals nur noch als Zumutung. 1989 verfügte die TÜ über 1.100 Beschäftigte in 28 Dienststellen.

1981-1992
1981

In den 80er Jahren erhöhte sich der Druck auf die TÜV. Freie Sachverständige, der ADAC und Politiker warfen den Vereinen vor, mit ihren Prüfgebühren insgeheim ihre freiwirtschaftlichen Tätigkeiten zu subventionieren. Um gegenzulenken, stiegen auch die TÜV in die Freiwillige Kfz-Überwachung ein und boten ihrerseits Prüfungen direkt in den Werkstätten an. Dieses Angebot reichte aber nicht aus: Die Technischen Prüfstellen verloren mehr Kunden an die Konkurrenz als die FKÜ hinzugewinnen konnte.

1985

Auch die TÜV traten auf den internationalen Markt – allerdings zunächst in recht eng gestreckten Grenzen. Sie folgten häufig westdeutschen Unternehmen ins Ausland und führten Sicherheitsprüfungen in deren Auftrag durch. Nur selten hingegen arbeiteten die TÜV für ausländische Kunden. Seit Mitte der 1980er Jahre nahmen die Auslandsaktivitäten weiter zu. Ein Beispiel hierfür war der Aufbau einer Kraftfahrzeugüberwachung in Saudi-Arabien.

1986

Für einen Einbruch in der Kerntechniksparte sorgte darüber hinaus die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986. Als Konsequenz entstanden in der Bundesrepublik keine neuen Kernkraftwerke mehr und Prüfleistungen der TÜV wurden folglich weniger nachgefragt.

1989

Die Technischen Überwachungsvereine begannen zum Ende der 1980er Jahre im größeren Umfang zu kooperieren. TÜV Bayern, TÜV Hannover sowie TÜV Hessen hatten 1989 etwa die TÜV Product Service GmbH gegründet. Die Tochtergesellschaft zielte explizit auf die internationalen Märkte ab: Produktprüfungen sollten weltweit und nicht nur für deutsche Unternehmen im Ausland, sondern auch für internationale Kunden angeboten werden.

1993-2004
1993

In der Welt der Technischen Überwachungsvereine brach am 1. Januar 1993 eine neue Zeit an. Ab diesem Tag war der gemeinsame Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaft Realität. Der neue, 320 Millionen Menschen beheimatende Wirtschaftsraum basierte auf vier Grundfreiheiten: freier Warenverkehr, Personenfreizügigkeit, freier Kapital- und Zahlungsverkehr sowie Dienstleistungsfreiheit.

1997

1997 unterzeichneten die Vertreter des Technischen Überwachungsvereins Hannover/Sachsen-Anhalt e.V. und des Technischen Überwachungsvereins Nord e.V. ihren Zusammenschluss. Die Gründung der TÜV NORD Gruppe bedeutete aber nicht das Ende für die beiden Vereine, vielmehr wurden sie zu Gesellschaftern des neu entstandenen Unternehmens.

Mit der TÜV NORD Gruppe war ein neues Schwergewicht auf dem Gebiet der Technischen Überwachung entstanden. Im Bereich Energietechnik war der größte sachverständige Dienstleister der Bundesrepublik entstanden.

 

2004

Die neu formierte TÜV NORD GmbH mit zum Start rund 7.000 Mitarbeitern und etwa 600 Millionen Euro Jahresumsatz nahm offiziell die Geschäftstätigkeit auf.

2005 - heute
2005

Nach der Fusion mit dem RWTÜV begann für die TÜV NORD Gruppe eine enorm erfolgreiche Zeit. Über mehrere Jahre konnte der Konzern sowohl den Umsatz als auch den Ertrag signifikant steigern. Im ersten regulären gemeinsamen Geschäftsjahr 2005 konnte die Umsatzrendite auf vier Prozent und somit 24,2 Millionen Euro vor Steuern gesteigert werden.

2007

2007 formulierten Aufsichtsrat und Vorstand vom starken Wachstum beflügelt eine ehrgeizige Zielvorgabe: Binnen zwei Jahren sollte eine Milliarde Euro Jahresumsatz erwirtschaftet werden. Es war bei aktuell rund 740 Millionen Euro Gesamterlös also noch einiges an Arbeit zu leisten. Und tatsächlich wurde das Ziel verfehlt. Es gab hierfür allerdings einen triftigen Grund – eine Weltwirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes.

2009

In diesem Umfeld der Weltwirtschaftskrise erwies sich die TÜV NORD Gruppe als äußerst krisenresistent. Das Geschäftsjahr 2008 konnte mit einem Umsatzplus von 12,9 Prozent „zufriedenstellend“ abgeschlossen werden. Und auch auf dem Höhepunkt der Krise im Jahr 2009 erzielte das Unternehmen Gewinn. 2009 stellten die Konzerngesellschaften sogar noch insgesamt über 400 neue Kollegen ein.

2011

2011 war es soweit: Mit 2 Jahren Verzögerung wurde das Ziel der Umsatzmilliarde erreicht. Das Ergebnis belief sich auf 1.025,1 Milliarden Euro. Und auch beim Thema Akquise war mit der vollständigen Übernahme von ALTER TECHNOLOGY mit Hauptsitzen in Spanien, Frankreich und Italien ein weiterer strategisch wichtiger Schritt getan. Das Unternehmen gehört zu den Weltmarktführern bei der Auswahl, Beschaffung, Prüfung, Zertifizierung und Modifizierung hochzuverlässiger Elektronikkomponenten für Satelliten

2016

Dezember 2016 hatte Dr. Guido Rettig altersbedingt seinen letzten Arbeitstag als Vorstandsvorsitzender von TÜV NORD und übergab sein Amt planmäßig an seinen Kollegen Dr. Dirk Stenkamp. Die erfolgreich erarbeitete Strategie 2020plus und Projekte wie Cyber Inspection belegen, dass TÜV NORD unter Rettigs Führung der Aufbruch in das digitale Zeitalter geglückt war. Dennoch – für seinen Nachfolger und die gesamte Mannschaft von TÜV NORD blieben auf dem Weg in die Zukunft noch eine Menge Hürden zu überwinden.