Die Digitalisierung bietet Chancen für mehr Lebensqualität, revolutionäre Geschäftsmodelle und effizienteres Wirtschaften. In der Digital Academy treibt die TÜV NORD GROUP mit eigenen Kräften die digitale Transformation im Unternehmen voran – das Modell kann auch in anderen Unternehmen Schule machen.
Der Fahrdienstvermittler Uber stellt das Taxigewerbe auf den Kopf, Amazon macht dem Einzelhandel das Leben schwer, 3-D-Druck löst materialintensive Verfahren in der Produktion ab und sensorbestückte Maschinen melden sich selbst zur Wartung. Keine Frage: Der digitale Wandel ist in vollem Gange. Nahezu täglich eröffnet er neue Möglichkeiten für die Industrie und verändert Geschäftsmodelle auf radikale Weise. Überall auf der Welt nutzen immer mehr Menschen tagtäglich die Vorteile, die der digitale Wandel mit sich bringt.
Auch die TÜV NORD GROUP hat ihre Fachleute und Neugierige zusammengebracht. Sie sollen kritisch prüfen und hinterfragen, wie die digitale Zukunft des Unternehmens aussehen könnte, und Vorschläge erarbeiten, wie sich Leistung, Qualität und Sicherheit steigern lassen. Um den Prozess zu beschleunigen und in der Folge geordnete Abläufe sicherzustellen, wurde im Jahr 2017 die Digital Academy ins Leben gerufen. Sie ist ein konzernweites Projekt, das alle Geschäftsbereiche des Unternehmens bei der digitalen Transformation unterstützen, als Netzwerk zwischen den Geschäftsbereichen agieren und somit Synergiepotenziale sichern soll. Rund 250 Führungskräfte und Influencer wurden direkt über das Konzept der Digital Academy informiert.
Produkte digital weiterentwickeln
Gleichzeitig startete ein dreimonatiges Vollzeittraining zum Digital Expert. „Das Trainingskonzept umfasst neben dem Digitalisierungswissen eine auf uns zugeschnittene Methodik zur digitalen Transformation von bestehenden und neuen Produkten und Services sowie Werkzeuge zur persönlichen Weiterentwicklung“, berichtet Melanie Braunschweig. Die Produktmanagerin Datenschutz / IT und Elektrotechnik bei der TÜV NORD Akademie ist eine der zwölf Digital Experts. Im Anschluss an das Training kehrten die Digital Experts in ihre Geschäftsbereiche zurück, wo sie den Transformationsprozess aktiv vorantreiben. Das Besondere an dem Ausbildungsprogramm der Digital Academy: Es kann so individuell angepasst werden, dass es auch für andere Branchen interessant ist, wie Elisabeth Terodde, Leiterin Konzernstrategie und Organisationsentwicklung, ergänzt. „Ein Ziel ist, aus eigener Kraft Produkte digital weiterzuentwickeln und Innovationen für neue Geschäftsmodelle zu generieren.“
„Ein Gewinn für alle: Dank Digitalisierung können wir Fragebögen automatisch auswerten und Zertifikate automatisch versenden.“
Digitale Transformation macht Menschen nicht überflüssig. Statt Mitarbeitenden die Arbeit wegzunehmen, sollen diese vielmehr von Routineaufgaben entlastet werden. „Mensch und Maschine werden in Zukunft Seite an Seite arbeiten und miteinander interagieren. Genau da liegen die Potenziale der Zukunft“, bestätigt Dr. Reinhard Geissbauer, Leiter Industry 4.0 EMEA in der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers. Und auch der Trendund Zukunftsforscher Matthias Horx zeigt sich in seinem „Zukunftsreport 2017“ überzeugt, dass Roboter und smarte Maschinen Menschen auch in Zukunft nicht ersetzen werden. „Die Arbeit wird sich aber stärker auf das verlagern, was nur Menschen können, zum Beispiel Komplexität bewältigen.“
Digitale Prüfung ist nächster Schritt
Ein zu diesem Bild passendes Pilotprojekt, bei dem Melanie Braunschweig eine wichtige Rolle spielt, ist das Thema „Digitale Prüfung“. Immer mehr Firmen nehmen zum Beispiel Arbeitsund Gesundheitsschutz, Qualität und Umweltschutz ernst und benötigen mehr Personal mit nachgewiesenen Kenntnissen, die speziell auf dessen jeweilige Funktion innerhalb der Organisation zugeschnitten sind. Durch eine Personenzertifizierung erhalten sie den Nachweis über die Kompetenz dieser Mitarbeitenden. Die Prüfung erfolgt noch in bekannter traditioneller Weise: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworten schriftlich ihre Fragebögen, die anschließend zwei Korrekturrunden durchlaufen. Bei bestandenem Test erhalten sie gut 14 Tage nach der Prüfung ihre Zertifikate. Die Zukunft nach einer Digitalisierung des gesamten Prozesses würde so aussehen: „Nach Bearbeitung des individuellen Fragebogens am Computer meldet das System sofort, ob die Prüfung bestanden wurde oder nicht. Das Zertifikat wird anschließend automatisch als PDF-Datei an das persönliche E-Mail-Postfach des Teilnehmers verschickt“, so Produktmanagerin Braunschweig. Ein großer Gewinn für alle Seiten.
Virtuelle Mitfahrzentrale soll Kosten sparen und CO2-Ausstoß senken
Ein zweites der zahlreichen Projekte befasst sich mit dem Thema Mobilität. Viele der rund 8.000 Mitarbeitenden von TÜV NORD in Deutschland nutzen für ihre Fahrten zwischen den drei Hauptstandorten des Unternehmens (Hamburg, Hannover und Essen) die Bahn, einen Firmenwagen oder ihr Privatfahrzeug. „Allein die Bahntickets belasten das Firmenbudget immens“, verrät Melanie Braunschweig. Plan des Expertenteams ist eine App, die als virtuelle Mitfahrzentrale fungiert und so hilft, Kosten zu sparen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. „Eine Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen hat ergeben, dass die meisten dieses Projekt unterstützen würden“, so Braunschweig.
Die Digital Academy ist natürlich keine Eintagsfliege. Nach der Testphase soll sie in einen Regelbetrieb übergehen und die TÜV NORD GROUP sowie ihre Kunden nach und nach fit machen für die Zukunft.